Virtuelle Büros

Ein Virtuelles Büro ist nichts weiter, als eine repräsentative Adresse. In die gemieteten Räume zieht keine Firma ein, sie nutzt lediglich den guten Ruf der Adresse. Der Markt war über einen langen Zeitraum hinweg klein und unscheinbar, aber in letzter Zeit ist hier ein wahrer Boom aufgekommen. Die Anbieter wiedersprechen jeglichen Vergleichen mit den unseriösen Briefkastenfirmen.

 

Die meisten Unternehmer starten mit dem Laptop in der eigenen Wohnung, oft erkennt man das kleine Unternehmen schon an der Geschäftsadresse, die sich mitten in einem Wohngebiet befindet. Findige Unternehmer erkannten dieses Problem und begründeten zahlreiche Geschäftsmodelle, bei denen diesen jungen Unternehmen repräsentative Adressen in den besten deutschen Bürolagen vermittelt werden. Die Kunden mieten dabei keine reellen Räume an, im Grunde genommen erwerben sie lediglich das Recht, mit der guten Adresse ihren Briefkopf zu zieren. Die meisten Anbieter haben auch einen sogenannten Telefon- und Post-Annahmeservice, bei dem eingehende Post oder Anrufe an die eigentliche Adresse der Kunden weitergeleitet werden. Bei den Kunden handelt es sich zum Beispiel um Beratungsfirmen, die während der Aufträge Büros von ihren Kunden zur Verfügung gestellt bekommen. Die Firmen möchten trotzdem eine seriöse Anschrift haben, da Privatadressen schnell unseriös wirken können.

 

Den Markt für Virtuelle Büros gibt es in Deutschland bereits seit den Neunzigern, allerdings war er lange klein und unbedeutend und ist erst in den letzten Jahren explosionsartig gewachsen. Grund dafür sind die über sieben Millionen Selbstständigen und Freiberufler in Deutschland, die gerne eine noble Büroadresse angeben möchten, obwohl sie von zu Hause arbeiten. Die Anbieter verfügen über eine große Anzahl an Zusatzdiensten, so können die Postablage und andere Dinge, die nichts mit dem Kerngeschäft der Firma zu tun haben, abgegeben werden. Es können auch reale Büro- oder Konferenzräume gemietet werden, teilweise auch sehr kurzfristig. Bei manchen Anbietern sind die Räume bereits zehn Minuten nach der Buchung verfügbar. Insbesondere für junge Start-Ups können diese Büros ein gutes Sprungbett für den späteren Erfolg darstellen, denn so bekommen die Unternehmen schnell gute Kunden und können sich irgendwann echte Büroräume leisten.

Zu den Nutzern solcher virtuellen Büros gehören mittlerweile auch immer mehr Großunternehmen wie IBM oder Nike. Manche Bundestagsfraktionen nehmen das Angebot ebenfalls in Anspruch. Viele Firmen haben allerdings auch starke Bedenken, wenn es um ein virtuelles Büro geht, denn das Konzept wirkt ähnlich wie das der unseriösen Briefkastenfirmen, die in letzter Zeit immer weiter ins Kreuzfeuer der Medien gelangt sind. Damit ihre Branche nicht in Verruf gerät, verlangen die Anbieter von ihren Kunden eine Kaution in Höhe von drei Monatsmieten. Unseriöse Kunden würden diese nicht hinterlegen und somit automatisch aussortiert. Teilweise werden die Virtuellen Identitäten auch für kleine Tricksereien benutzt, denn ein ortsansässig wirkendes Unternehmen könnte bei einer Ausschreibung gegenüber einem anderen bevorzugt werden, obwohl der Sitz nur vorgetäuscht ist.


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